Werksbesichtigung BMW Motorradwerk in Berlin Spandau

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Am 07.03.2014 war es endlich soweit. Ich konnte mit meinem Kumpel Gijs (er fährt eine F650 GS) zur Werksbesichtigung BMW Motorradwerk in Berlin Spandau. Dazu hatte ich mich einige Wochen vorher über die Internetseite www.bmw-werk-berlin.de angemeldet.
Bisher kannte ich nur eine vergleichbare Werkführung bei Volkswagen in Wolfsburg. Ja richtig, die bauen da irgendwelche Dinger mit vier Rädern. Desto mehr war ich gespannt auf eine Führung, in welchem wirklich tolle Motorräder von BMW hergestellt werden.

Kollege Gijs freut sich auf die neue BMW R1200

Kollege Gijs freut sich auf die neue BMW R1200

Vor Ort trafen wir auf eine recht große Gruppe. Wollten diese Leute auch alle an der Werksführung teilnehmen? Ja! Der Andrang war groß und wir hörten uns einen Vortrag über die BMW Group mit seinen Werken und Orten an. Nicht nur interessant, dass BMW in Berlin mit dem Motorradwerk schon über 90 Jahre besteht, auch die Vortragsweise eines sehr angenehmen Zeitgenossen mit leicht bayrischem Akzent war super. Auch, wenn angeblich an einem Motorrad von BMW nur ca. 60 Euro Gewinn übrig bleiben. Trotzdem Kaffee für alle.

Im Vortragsraum waren alle aktuellen Motorräder von BMW aufgebaut, auf die man aufsitzen durfte. Auch die legendären BMW Motoren konnte man bestaunen.

Beispiel einer Bodenmarkierung in der Werkhalle

Beispiel einer Bodenmarkierung in der Werkhalle

Anschließend bekam jeder einen Kopfhörer, um über Funk der weiteren Führung zu folgen und war somit sechs Euro ärmer. Schnell noch das Handy aus, da das Fotografieren strengtens verboten ist. Los ging es mit der Führung in die erste Halle, wobei das Folgen auf speziellen Bodenmarkierungen erforderlich ist. Schließlich wolle man ja nicht, neben dem erhöhten Risiko als Biker, zusätzlich von einem Gabelstapler erwischt werden.
Ihr merkt schon, jetzt fängt er von Bodenmarkierungen an. Ja, es geht auch hier um Lean Production. Informationen hier:

 

Ich auf einer BMW HP4 mit 200er Hinterreifen

Ich auf einer BMW HP4 mit 200er Hinterreifen

Das war für mich sehr interessant und der Garant für perfekte Qualität und Zuverlässigkeit der BMW Motorräder. Ich hatte schon erste Kopfschmerzen, bei dem Gedanken, wie es dann bei Ducati in Italien aussehen würde. Genauso?
Mit anderen Worten, ist das Werk also sehr aufgeräumt und sauber. Bei den Motoren werden aktuell spezielle Ringe nach eigener Rezeptur hergestellt. Diese Ringe sind eine Art Verstärkung und kommen in die Zylinderkopfkammern. BMW schien mit jeder Optimierung einige wenige PS im Endeffekt zu ergattern. Vielleicht ist so die HP4 als Übermotorrad entstanden.

Weiter ging es in die nächste Halle. Hier wurden uns Pleuel gezeigt, die gebrochen werden und dann, wieder geschraubt, besonders fest zusammen halten. In der Tat sah man keine Bruchstelle. Einige Pleuel verlieren beim Brechen einige Teile und gehen in den Ausschuss. Sehr innovative Methode. Zusätzlich sortiert ein Roboter automatisch Pleuel-Paare. Das ist ein besonders wichtiger Punkt der Qualitätssicherung.

In der dritten Werkshalle wurden die Motoren auf Laufbändern von Robotern und auch von Menschenhand getestet. Hält der Motor dicht, darf er weiter. Bereits kleinste Haarrisse können kostenintensive Schäden am Motor verursachen. Das will keiner und so eine BMW soll auch gern mal 300 TK laufen. Das meinte zumindest ein Besucher. Andere Besucher setzen ihr Leben auf Spiel, in dem sie die verbotenen Zonen und Bodenmarkierungen verließen.

Durch eine Lagerhalle für sämtliche Teile wie auch Auspuffanlagen ging es weiter zur finalen Zusammensetzung einer BMW. Hier tauchten auch verhäuft wieder BMW Mitarbeiter auf. Es waren viele Euroboxen und Kisten in verschiedenen Farben zu sehen. Das gehört ebenfalls im Rahmen der Lean Produktion zum möglichst optimalen Ablauf einer Herstellung des BMW Motorrades. Jede Produktionsstraße hatte einen Meister. BMW Motorräder werden nur nach Kundenwunsch angefertigt. Die meisten BMW Motorräder waren somit die aktuellen Modelle der 1200 GS. Leider ist keine S1000RR für mich runter gefallen.

Zack waren ca. zwei Stunden schon fast vorbei und als Highlight sahen wir noch zwei BMW Mitarbeiter beim Fahrtest zu. Diese Mitarbeiter machen den ganzen Tag nichts anderes als Motorräder zu beschleunigen, zu bremsen, zu fahren (auf Laufrollen natürlich), Lichter zu testen usw. Wäre für mich einige Stunden sicher interessant, aber auf Dauer? Angeblich sollen die Kollegen wenigstens gut verdienen. Sofort kam mir der Gedanke wie die so ein Bike draußen dann fahren? Die fahren quasi so eine BMW mit Augen zu und im Schlaf.

Ich auf der R NINE T. Schöne BMW!

Ich auf der R NINE T. Schöne BMW!

Zurück ging es wieder in dem Austellerraum und jeder bekam noch ein BMW Schlüsselanhänger. Die Führung fand ich besonders gut und interessant. Der Werksführende Martin war sehr gut und konnte mit seinem Fachwissen jede Frage beantworten und hat uns die Historie und Qualität eines BMW Motorrades gezeigt. Wäre mein Geldbeutel nicht immer begrenzt würde ich sicher auch eine BMW fahren. Allerdings aktuell nur die S1000RR.

Ich kann jedem Motorradfahrer die Werksbesichtigung bei BMW empfehlen. Ich habe jetzt Bock auf eine BMW zu sparen und würde gern auch andere Werke andere Hersteller besichtigen. Geht es da genauso sauber ab?
Vielleicht habt ihr Erfahrungen in anderen Werken gesammelt. Würde mich über eure Kommentare sehr freuen.

Comments

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Lars Göbel

Hallo, ich heiße Lars und hatte mir das Motorrad fahren schon aus dem Kopf geschlagen. Mein Interesse war allerdings nach wie vor zu stark, sodass ich seit 2012 wieder mit großer Leidenschaft auf zwei Rädern unterwegs bin. Ich habe schon einige Motorräder ausprobiert, wie die BMW S1000 RR oder die Suzuki GSXR 600. Zurzeit bin ich mit meiner zweiten Ducati sehr glücklich, es ist eine Ducati S4RS. Mit meinen Beiträgen möchte ich euch gern meine Erfahrungen etwas näher bringen. Meine Seite auf Google+

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5 Responses

  1. VauZweiRad sagt:

    Ja bei Ducati geht es genauso im Werk zu. Qualitätskontrolle, Baukaustenprinzip, Automatisierung, BTO, Sauberkeit. Klingt alles so wie meine Eindrücke der Werksbesichtigung aus Borgo Panigale.

  2. Lars Göbel sagt:

    Danke für die Info! Vielleicht lädt mich Ducati mal in Borgo Panigale mal ein ;-).

  3. Jochen sagt:

    Oh Mann da bin ich neidisch! Super toller Artikel, der mir sehr gefällt und danke für den Einblick in die Werksführung. Werde ich auch anstreben!

  4. Hanno Frings sagt:

    Ich habe im Herbst 2015 das Moto-Guzzi-Werk in Mandello del Lario am Comer See besucht. Rührend und schräg zugleich. Zunächst mal hat das Werksmuseum alltäglich nur für ein paar Stunden geöffnet. Ich glaube, im Oktober war es 15:00. Eine dreiviertel Stunde vorher also (es könnte ja brechend voll werden) lungert man vor dem Tor des Werksaltbaus herum. Mit einem knappen Dutzend Gleichgesinnter hörbar verschiedener Muttersprachen, augenscheinlich aber eine Sorte Mäuse: Paare “mittleren Alters” und zwei, drei einsamen Männern. Einer (!) ist sogar mit Moped gekommen. Das Museum? Zwei Etagen im alten Stammhaus, säuberlich chronologisch aufgereiht vom ersten bis zum aktuellen Modell alle Guzzis. Die erwachsenenpädagogisch orientierte Multimedia-Show besteht aus Papptafeln mit Erläuterungen. Trotzdem: Es ist spannend, denn der Geist des Guzzi-Mythos weht an jeder zugigen Ecke. Der Höhepunkt: Ein Besuch des Klos. Das ist lupenrein in den 50er Jahren stehen geblieben und offensichtlich das alte Arbeiterklo. Wer am Comer See vorbei kommt: Unbedingt Guzzi besuchen!

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