35 Grad am Sachsenring brachten Motorräder und Fahrer ins Schwitzen – mit Ducati4U konnte ich einen Renntag die 1199 Panigale S erleben
Der 20. Juni 2013 war einer der beiden Tage des (bisherigen) Sommers 2013. Schon zum 08:00 Uhr Termin der Fahrerbesprechung in Hohenstein Ernstthal kratzte das Thermometer an der 30 Grad Marke. Während des gesamten Renntages waren Plätze in der Sonne wie ausgestorben. Der Stimmung und dem Fahrspaß tat dies keinen Abbruch und ich freute mich auf einen tollen Renntag. Die Anspannung war groß. Weder mit der Panigale noch mit dem Sachsenring hatte ich Vorfeld praktische Erfahrungen sammeln können.
377 KM nördlich von München, 278 KM südlich von Berlin – Der Sachsenring
Moto GP, IDM, ADAC GT Masters und viele andere renomierte Rennserien haben den Sachsenring fest in ihrem Rennkalender verankert. Der 3,671 KM lange Traditionskurs wurde 1927 eröffnet und zwischen 1990 und 1996 grundlegend saniert. Zahlreiche Berg und Tal Abschnitte machen den mit 14 Kurven (unter anderem auch einem Omega) versehenen Links Kurs fahrerisch sehr anspruchsvoll. Besonderes Highlight für die Fans sind die Nächte auf dem Ankerberg. Besonders während der Moto GP Veranstaltung herrscht dort Festival Atmosphäre. Der Rundenrekord auf der Strecke liegt bei 1:22:216 Minuten (Stand Juni 2013). Soviel vorweg: Ich habe meine Zeit nicht gestoppt, aber ein Faktor 1,5 wird meine Zeit sicher gut beschreiben 🙂
Atmosphäre Organisation und Probefahrten
Die Organisation der Veranstaltung gefiel mir den ganzen Tag über super. Ein ständig besetzter Info Stand half bei Fragen und eigentlich überall war ein Ansprechpartner greifbar. Alkoholfreie Getränke sowie Mittagessen standen kostenlos zur Verfügung. Das Teilnehmerfeld schien bunt durch mixt und sehr freundliche. Die teilnehmenden Motorräder gehörten, anders als z.B. bei den TwinsOnly zum neueren der Ducati Modellpalette. Ältere Fahrzeuge wie 916, Vergaser Monster oder Supersport suchte man vergebens, einzig eine ST4 fiel mir als älteres Fahrzeug auf.
Eine Besonderheit der Ducati4U Veranstaltungen ist die Möglichkeit, aktuelle Ducati Modelle Probezufahren. Am Sachsenring stand die Panigale S auf der Rennstrecke zur Verfügung. Im Bereich der StVO standen die Touring Modelle Multistrada GranTourismo, Hyperstrada sowie Diavel Strada zur Verfügung. Die 2 € Kostenpauschale investierte ich gerne um die Multi & Hyper auf eine Testrunde zu entführen, dazu werde ich jeweils noch einen eigenen Blog Artikel verfassen.
Das “Erste mal” neu erlebt – erste Kilometer auf der Panigale
Nach der kurzen Besichtigungsrunde im Fahrerlager stand ich vor “meiner” Panigale. Die Startnummer verriet – Gruppe Grün, dass heißt Schnelle Sportfahrer und damit Zweit-Schnellste Gruppe des Tages. Ich fragte mich, ob das Team von Ducati4U wusste das Motorrad wie auch Strecke Neuland für mich waren. Nach einer kurzen Einweisung in das Motorrad und die vielen elektronischen Helferlein startete ich meine Abenteuer Sachsenring – im ersten Turn zugegeben extrem holperig. Normal fahre ich auf der Strecke eine 900 er Supersport. ein altmodisches Rennmotorrad mit langem Radstand, bulligem Drehmoment und einem störrischen Handling.
All diese Eigenschaften hat Ducati der Panigale abgewöhnt. Spielerisch lässt sie sich dank ultrakurzem Radstand in die Kurve werfen. Beim Anbremsen zeigen die Brembo Monoblocs deutlich was Verzögerung in 2013 bedeutet – das Heck wird leicht und fängt an zu tanzen. Die Leistung setzt spät, aber dann umso vehementer ein. Das ganze Motorrad fährt sich anders als jede Ducati die ich je zuvor gefahren habe. Trotzdem finde ich, dass es sich um eine typische Ducati handelt – sie fordert wie Ihre Vorgängerin den Fahrer extrem. Dies macht für mich den Reiz des Motorradfahrens aus.
1199 ccm und 195 PS auf dem Sachsenring – die Panigale zeigt wo sie hingehört
Eine Stunde Pause kann viel bewirken. Der 2. Turn mit der “S” zeigt, wie schnell man mit dem Motorrad schneller werden kann. Die Linie wird von Runde zu Runde besser und die Elektronik zeigt was sie kann – Dank Traktionskontrolle sind schon in voller Schräglage harte Gasstöße möglich, das Race ABS muss zwar nicht eingreifen, aber allein die Sicherheit das es ja da ist lässt den Bremspunkt Runde um Runde später werden. Recht schnell berührt das Knie den Boden, die Panigale vermittelt Fahrspaß und Sicherheit zugleich. Körperlich ist das Motorrad extrem anstrengend, ob es allein an der Aussentemperatur von zeitweise 36 Grad lag lässt sich schwer sagen, aber selten war ich nach 20 Minuten Rennstrecke mental so ausgepowert. Auch fiel auf, dass der Grenzbereich extrem hoch liegt. Mit ca 175 KM/H fuhr ich in Schräglage mit dem Knie auf dem Boden eine lange Linkskurve, die Panigale fuhr stabil und sicher. Jeder kleine Fahrfehler hätte hier aber sicher zu einem (schmerzhaften) Sturz geführt.
ABS DTC und Co – Die Ducati Panigale in edler S Version
Borgo Panigale – ein Vorort von Bologna und Heimat von Ducati galt als Namensgeber für die 1199. Das Testmotorrad trat in edler S Version an. Die Unterschiede zur “normalen” Panigale liegen in dem elektronischen Fahrwerk des schwedischen Spezialisten Öhlins, leichten Schmiedefelgen, Voll LED Scheinwerfern und diversem Carbon Zierrat. Alle Panigale verfügen über eine Vielzahl elektronischer Helfer, die ich gerne im Folgenden kurz beschreiben möchte:
- mehrstufiges ABS System mit Überschlagerkennung, im Race Modus nur Vorderrad geregelt
- mehrstufige Traktionskontrolle DTC- Ducati Traction Control
- Schaltautomat DQS – Ducati Quick Shift
- elektronisches voll einstellbares Öhlins Fahrwerk in S Version DES – Ducati Electronic Suspension
- EBC – Engine Brake Control verbessert die Spurstabilität beim Bremsen, indem eine Drosselklappe geöffnet bleibt, um das Bremsmoment des Motors zu verringern
- 3 frei programmierbare Setups Race, Wet und Road ermöglichen eine individuelle Anpassung aller Parameter an Fahrer und Umwelt
Das 195 PS und 132 NM bei 162 KG Leergewicht für jederzeit ausreichenden Vortrieb sorgen muss wohl nicht weiter erwähnt werden, wohl aber leider der Listenpreis, der von 19.690 € bis 31.690 € bei der Panigale R reicht. Dagegen erscheinen selbst die 20.500 € für eine BMW HP4 als wahres Schnäppchen. Exklusivität hat leider Ihren Preis.
5 mal in Deutschland – 1 mal in Spanien, Fahrertraining mit Ducati4U
Wer selber Lust hat: Ducati4U sind die Ducati eigenen Fahrtrainings – die 5 Termine in Deutschland finden/ fanden 2013 am Lausitzring, Sachsenring, Oschersleben, Hockenheimring und Nürburgring statt. Ein Wintertraining für Reisefreudige findet im Januar in Spanien/ Almeria statt. Weitere Informationen findet ihr auf der Homepage von Ducati 4U.
Überlebt – ein toller Tag am Sachsenring
Um 16:00 Uhr konnte ich “meine” Panigale wieder in die Hände der Techniker übergeben. Am liebsten hätte ich das Motorrad gleich mit Nachhause genommen. Auf der Rennstrecke funktioniert das Motorrad super und bereitet viel Fahrfreude bei einer super Performance. Wie sich das extreme Package auf der Landstraße und im täglichen Alltag bewegen lässt werde ich versuchen zu einem späteren Zeitpunkt in Erfahrung zu bringen.
Bilder teilweise © Ducati4U
Hallo Martin,
SUPI…finde ich toll das Du so über Ducati4U berichtet hast.
Ich bin jetzt schon seit 8 Jahren dabei im Team und genieße jede Veranstaltung.
Ducati verleiht eben immer noch ein ganz besonderes Flair und man fühlt sich eben immer wohl wenn man hier ist.
Dann würde ich mal sagen bist zum nächsten Mal.
Viele Grüße,
Tine 🙂
Hallo Tine,
vielen Dank für Dein Feedback. Bist auch bei anderen Veranstaltungen anzutreffen, z.B. bei den TwinsOnly? Dort werde ich wieder aktiv teilnehmen.
Grüße
Martin