Rüsselsheim, Mai 2016: Auf dem Gelände des ADAC Offroad Zentrums im beschaulichen Rüsselsheim-Bauschheim ermöglichte Honda etwas, das man sonst nur als Möglichkeit zur Anbahnung zwischenmenschlicher Beziehungen kennt – Speed Dating der gesamten Honda Modellpalette
Eindrucksvoll zeigte Honda was es bedeutet der größte Motorradhersteller der Welt zu sein. 40 verschiedene Modelle benötigten eine Menge Platz und noch mehr Zeit für den ersten Überblick. Im Mittelpunkt stand jedoch die neue Africa Twin, von der auch rund 10 Maschinen für Straße und Offroad zur Verfügung standen.
Um diese Bandbreite an Motorrädern bewegen zu können, reisten wir zu zweit an – Premiere: der erste motorradblogger Auftritt im Duett!
Vom 50 ccm Moped bis zum 1800er Schlachtschiff – Honda präsentierte die gesamte Modellpalette
Zum Warmfahren nutzten wir Hondas Sportabteilung – die Modelle CBR 1000 R, CB 1000 RR und CBR 1000 RR SP mussten unter schwierigen Wetterbedingungen (es regnete anfangs sehr stark) beweisen, wie gut die ABS.Systeme funktionieren. Die nicht vorhandene Traktionskontrolle aller drei Modelle ermöglichte die langsame Einstimmung auf den Offroad-Teil der Veranstaltung.
Das erste Mal – Offroad mit der Honda Africa Twin
In der zweiten Tageshälfte der Veranstaltung entdeckten wir nicht nur den Spaß an der Africa Twin, sondern auch am Offroad-Fahren. Die ersten Offroad-Erfahrungen waren auf jeden Fall positiv geprägt.
Auf den ersten Kilometern, die wir mit der Africa Twin im Dreck sammelten, unterstützte uns die kryptisch “CRF1000L” genannte Honda wirklich gut. Die Maschine bleibt – trotz des Gewichts von immerhin 230 Kilogramm – gut beherrschbar. In jeder Situation geht das Bike ruhig ans Gas und vermittelt auch in der Kurvenfahrt sowie beim Bremsen ein sehr stressfreies Feeling. Unser Eindruck war, dass man allzeit eine wirklich gute Rückmeldung vom Motorrad bekam, trotzdem wir die ganze Zeit stehend fuhren und somit der “Popometer” deaktiviert war.

ADAC Offroad-Gelände – Spielwiese für die Africa Twin
Etwas kompliziert erschienen uns anfangs die zahlreichen Einstellvariationen – ABS hinten, Traktionskontrolle und vieles mehr. Mit etwas Übung ist diese Africa Twin aber eben typisch Honda – einfach zu bedienen. Genauso überzeugend fanden wir das Fahrwerk. Selbst unter den widrigsten Bedingungen und wirklich schlechten Fahrbahnverhältnissen bügelte das Fahrwerk größere Erschütterungen gut weg.
Dadurch hat man sehr viel Ruhe als Fahrer, jedoch trotzdem ein sehr gutes Feedback. Als Zuseher konnte man von außen richtig beobachten, wie Gabel und Federbein arbeiteten und der obere Teil, samt Fahrer, ruhig blieben und nicht durchgerüttelt wurden.
Später hatten wir auch die Gelegenheit die Africa Twin mit dem Doppelkupplungsgetriebe zu fahren. Mit dem “DCT” genannten System machte das Fahren noch mehr Spaß – kuppeln, schalten, kuppeln und so weiter? Warum eigentlich, wenn es auch ohne geht? Statt des Kupplungshebels befindet sich auf der linken Seite eine Feststellbremse.
Unsere Befürchtung, dass man diese eventuell intuitiv bedient, erwies sich als haltlos. Man denkt nicht einmal daran. Die Africa Twin mit DCT ist im Vergleich zur “normalen” Variante zehn Kilogramm schwerer, was uns beim cruisen jedoch nicht wirklich auffiel. Dafür dürften Käufer das DCT im Geldbeutel spüren – knapp 1000 Euro werden dafür zusätzlich veranschlagt.
Übrigens: Der Grundpreis inkl. Überführung liegt bei der neuen Honda Africa Twin bei 12.100 Euro. Zum Vergleich. Ducatis Multistrada 1200 DVT ist erst ab 16.490 € plus stolzen 345 € Überführung zu haben.
Stark: Hondas 500er Klasse eignet sich super für den Einstieg – auch mit Führerscheinklasse A2
Neben der Africa Twin testeten wir natürlich noch weitere Maschinen. So konnten wir auch die CB1000R, CBR500R und CBR1000RR Fireblade SP unter die Lupe nehmen.
Sehr positiv empfanden wir zunächst die sportliche Optik der kleinen CBR. So dürfte die 500er vor allem junge Leute ansprechen, auch angesichts der 48 PS – mehr dürfen Fahranfänger ohnehin nicht bewegen.
Während der Fahrt überzeugte die Einsteigermaschine vor allem durch ein geniales Handling, einhergehend mit einer hohen Zielgenauigkeit in Kurven. Naturgemäß kann man von 48 PS keine Power-Wunder erwarten. Für die ersten Zweiraderfahrungen bietet die CBR aber definitiv genug Punch. Und wenn man sich das Leistungsgewicht anschaut, stellt man fest, dass die CBR500R in dieser Hinsicht sogar einen Audi TT RS plus Coupé in den Schatten stellt.
Mit 6.550 Euro ist der Preis auch noch verträglich, zumal Honda in limitierter Zahl auch Zuschüsse für Fahranfänger gewährt.
Die CB1000R verfügt im Vergleich zur kleinen CBR natürlich über deutlich mehr Leistung. Zudem besitzt der Allrounder einen breiten Lenker, welcher vor allem in engen Kurven seine Vorteile ausspielen dürfte. Auffällig gut empfanden wir die Bremse, die nicht nur sehr stark, sondern auch schön gleichmäßig verzögerte. Das Fahrwerk wirkte in der Serieneinstellung recht hart bei Unebenheiten, jedoch ausgesprochen ruhig in den Kurven. Optisch überzeugt das Naked-Bike durch ein Aussehen, das im Gesamtkonzept äußerst rund und gut abgestimmt wirkt.

Honda CB1000R – der pure Fahrspaß
Der Preis für die CB 1000 R, die mit viel Leistung, genialem Handling und einer guten Optik punktet, liegt bei 11.790 €.
Anmerkung: Negativ fiel uns bei beiden Maschinen auf, dass sich bei den Instrumenten auf der linken Lenkerseite, die Hupe über den Blinkern befindet und dabei ziemlich groß ausfällt. Dies hatte gleich mehrmals zur Folge, dass die weiteren Verkehrsteilnehmer nicht nur sahen, dass man abbiegen möchte, sondern es auch gut hören konnten… 😉
Sicher ist das eine Gewöhnungssache – uns erschien diese ungewohnte Anordnung aber schon befremdlich.
Was dem sportlichen Fahrer vielleicht an Leistung bei der 500er CBR fehlt, bekommt er bei der SP-Fireblade im Überschuss: 181 PS und 112 Nm bei einem Leergewicht von rund 193 Kilogramm!
In der Praxis bedeutet das vor allem, dass das Vorderrad gern mal den Kontakt zum Boden verliert. Bei der CBR1000RR ist vor allem der Kopf des Fahrers gefragt: Wer sich mental nicht im Griff hat, ist mit dieser Maschine sehr schnell wirklich jenseits der Legalität unterwegs.
Bei Fahrwerk und Bremsen hat Honda nicht gespart. So findet man vorne Monoblock-Zangen von Brembo sowie Federelemente von Öhlins wieder, welche das Fahrverhalten äußerst positiv beeinflussen.
Eine wahre Supersport-Maschine zum Supersportpreis: 15.750 Euro verlangt Honda für die, CBR 1000 – leider immernoch ohne nennenswerte Elektronikhilfen.
Fazit – es bewegt sich was bei Honda
Abschließend haben wir viele Eindrücke gewinnen können und verstehen, warum Honda einen großen Anteil am Motorradmarkt besitzt. Die Bandbreite der Maschinen ist beeindruckend. Vom Roller über MotoCross, Reise-Enduro oder Supersport bietet Honda für nahezu jeden Geschmack das passende Motorrad. Mit der neuen Africa Twin ist auch endlich wieder ein “Glanzlicht” in der Modellpalette angekommen. Wir freuen uns bereits auf den Nachfolger der “angegrauten” aber immer schnellen CBR 1000 SC57.
Toller Bericht, ich überlege derzeit auch von meiner Kawa auf eine Honda umzusteigen, der Bericht bestärkt mein eventuelles vorhaben, welches Bike es genau werden soll bin ich mir jedoch noch nicht ganz sicher 🙂