Weibersbrunn – Auch in diesem Jahr durften wir die neuesten Honda-Bikes bei den Pressetagen 2017 auf Herz und Nieren prüfen. Das miese Wetter verwährte uns zwar höhere Schräglagen, einen Ersteindruck konnte ich trotzdem erhaschen.
Im vergangenen Jahr lag der Fokus bei Honda insbesondere auf der Africa Twin. 2017 liegt mein Augenmerk auf der brandneuen X-ADV und einer überarbeiteten Fireblade in drei verschiedenen Ausführungen. Die neuen CB1100er Bikes, die CB(R)650F, CMX500 Rebel und CRF250L sollen ebenfalls nicht unerwähnt bleiben, wenn wir über Neuheiten sprechen. Alle Maschinen konnte ich jedoch nicht fahren, was daran lag, dass am frühen Abend der Rückflug schon gebucht war.
Honda X-ADV: Zielgruppe unbekannt

Honda X-ADV Cross Roller
Die neue X-ADV ist ein wahrer Exot. Sie wirkt tatsächlich wie eine Mischung aus Roller und Enduro. Und so falsch liegt der Betrachter mit seiner Wahrnehmung nicht: Laut Aussage von Honda ist die X-ADV eine Inspiration aus einem Integra-Roller, der Africa Twin und der NC750X. Nun nehme man noch eine Prise Urban und Adventure – schon hat man die X-ADV.
Aber wie fährt sich diese Maschine?
Kurz gesagt: Prima! Ausgestattet mit dem Honda-eigenen DCT-Getriebe, schlägt sich die X-ADV im Landstraßenbetrieb ausgesprochen gut. Besonders positiv fiel mir die ruhige Straßenlage auch bei etwas höheren Geschwindigkeiten auf. Handlichkeit und die angenehme Sitzposition überzeugten mich ebenfalls. Der breite Lenker inklusive Handprotektoren von der Africa Twin vermittelt dem Fahrer tatsächlich ein wenig Enduro-Feeling und die Sitzhaltung in Kombination mit dem Nichtschalten (dank DCT) sind wiederum typische Rollereigenschaften.
X-ADV mit 55 PS und einer Zuladung von fast 200 KG bereit für das große Abenteuer
Mit 55 PS bei 238 kg (vollgetankt) und einem möglichen Gesamtgewicht von 433 kg ist die X-ADV nun wahrlich kein Leistungswunder, was aber überhaupt kein Minuspunkt für mich darstellt. Vielmehr erfreut mich der Komfort, den man für 11.400 Euro erhält: Schlüsselloses Starten dank Smart-Key System, fünffach verstellbare Windscheibe, 12V Steckdose, Helmfach sowie ein schickes TFT-Display lassen wirklich nichts vermissen.
Trotzdem bleibt die Frage: Wer kauft so etwas? Für den Stadtbetrieb wirkt die X-ADV ein wenig zu groß und wer richtige Offroad-Trips vorhat, für den wird nach wie vor kein Weg an der Africa Twin vorbeiführen, sofern er sich für eine Honda entscheidet. Die Zielgruppe bleibt vorerst unbekannt – selbst Honda kennt sie nicht!
Wir werden die X-ADV und ihre Verkaufszahlen in den kommenden Monaten und Jahren beobachten. Verbunden mit der Hoffnung, dass sie sich nicht in die Reihe der Exoten einsortiert, die niemand kaufen wollte… Denn das Fahren mit ihr bereitet wirklich Freude!
Endlich ist die neue Honda CBR1000RR Fireblade da – und das In drei Varianten
Auf die neue Fireblade haben Motorradfans lange warten müssen. Honda erhörte den Wunsch nach einer Neuauflage – und wie! Schmalere Silhouette, 11 PS mehr Leistung und 15 kg Gewichtsverlust – das ist sehr viel.
Die normale Fireblade kommt mit Showa-Fahrwerk und Tokico-Bremsen daher. Zudem gibt es eine 9-stufige Traktionskontrolle und eine 3-stufige Motorbremse. Außerdem gibt es verschiedene Fahrmodi. Das alles lässt sich individuell und vor allem intuitiv vom Fahrer einstellen. Die Optik wurde auch überarbeitet, die Front sieht jetzt nochmal ein ganzes Stück böser aus. Und wer meint, dass die Honda-Motoren alle zu leise und “perfekt” klingen, der saß nicht auf der Fireblade. Wer hier das “Knöpfchen” drückt, der spürt sofort, was für eine Gewalt in diesem Motorrad steckt.
Trotzdem hat Honda bei der neuen Fireblade – laut eigener Aussage – viel Wert auf Fahrbarkeit gelegt. Das ist auch bitter notwendig bei einem Leistungsgewicht von einem PS pro kg.
Oberste Prämisse bei der Entwicklung: Die Fahrbarkeit
Und ich muss sagen: Das mit der Fahrbarkeit ist Honda wirklich gut gelungen, was natürlich auch zwischen den unterschiedlichen Modi liegt, die ich als Fahrer einstellen kann. Verglichen mit anderen 1000ern lässt sich die Fireblade auch besonders leicht in Kurven legen. Dass die Beschleunigung der absolute Wahnsinn ist, muss wohl nicht extra erwähnt werden. Dieses Motorrad fordert dem Fahrer viel Selbstdisziplin ab. Wer hier zu eifrig ans Gas geht, der ist schnell außerhalb des legalen Bereichs.
Übrigens: Die Fireblade gibt es auch noch als SP und SP2 Variante. Bei diesen beiden Varianten ist der Quickshifter serienmäßig am Start, genauso wie die Brembo-Bremsanlage und das semiaktive Öhlins-Fahrwerk, welches übrigens elektrisch eingestellt wird. Die SP2 hat im Gegensatz zur SP noch einen modifizierten Zylinderkopf, “Marchesini”-Räder und optional ein HRC-Kit. Zu dem HRC-Kit (HRC steht für „Honda Racing Corperation“) machte Honda keine näheren Angaben. Streng geheim? Laut Herstelleraussage sollen mit dem HRC-Kit weit über 200 PS erreicht werden!
Die Preise der CBR 1000RR Fireblade 2017 sind so sportlich wie die Sitzposition:
Standard: ab 17.990 Euro
SP: ab 22.590 Euro
SP2: ab 26.990 Euro
Die SP-Fahrer muss ich an der Stelle leider enttäuschen: Beide SP-Modelle sind bereits ausverkauft!
Die Fireblade hat sich auf der Landstraße wirklich gut geschlagen. Auf der Rennstrecke konnten wir sie natürlich nicht testen. Dort kommt die Fireblade her und dort muss sie sich auch beweisen – im harten Kampf gegen andere 1000er. Vielleicht habe ich irgendwann die Chance das nachzuholen.
Honda CB650F: Facelift und ein Bisschen an Mehrleistung
Die meiste Fahrzeit verbrachte ich tatsächlich mit der CB650F. Trotz Euro 4 schaffte es Honda, noch weitere 4 PS aus der CB herauszukitzeln. Die Leistung beträgt nunmehr 91 PS bei 11.000 Touren und 208 kg (vollgetankt). Nach Angaben von Honda erfolgt der Leistungszuwachs oberhalb der 5.000 Touren und wurde über Veränderungen im Ein- und Auslassbereich ermöglicht. Das Drehmoment beträgt 64 Nm bei 8.000/min. Zudem wurde das Design überarbeitet, welches mir sehr zusagt.

Die Geschwister CB650F und CB650R im Duett
Beim Fahren überzeugt die CB650F durch eine ausgesprochene Ruhe. Mit der Motorcharakteristik dürften auch Grobmotoriker zurechtkommen. Ich hatte nur den Eindruck, dass die CB recht empfindlich reagiert, wenn das Gas nach einer Motorbremsphase geöffnet wird. Ansonsten ist die 650 ausgesprochen handlich und bereitet dem Fahrer beim Kurvenräubern wahren Spaß. Ich denke, dass dieses Bike seine Trümpfe vor allem im engen Kurvengetümmel ausspielen kann. Also dort, wo Fahrer von Supersportlern oder schweren Tourern ordentlich “arbeiten” müssen, hat der Fahrer der CB650F vermutlich noch leichtes Spiel, vor allem dank des vergleichsweise leichten Gewichts und dem guten Handling durch den breiten Lenker. Bisher ist das jedoch nur eine Vermutung, testen konnten ich dies leider nicht, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass es im Umkreis von Weibersbrunn kaum oder keine enge Kehren gibt.
Zügiges Fahren erfordert hohe Drehzahlen – typisch für 600er

Motor Honda CB 650F
Sollte es mal flotter zur Sache gehen, dann empfehle ich Drehzahlen im oberen Bereich – sonst kann es passieren, dass das Kennzeichen vom Vordermann schnell verschwindet. Klar, wir haben es hier mit einem 650er Vierzylinder zu tun – der will bei Laune gehalten werden.
Ich denke, dass die CB650F – genauso wie CBR650F – gut für (Wieder-)Einsteiger geeignet ist. Sicher gibt es die 500er Maschinen von Honda, welche genau auf Fahranfänger zugeschnitten sind, die ohnehin keine Maschinen mit über 48 PS bewegen dürfen. Wenn es später dann aber doch etwas mehr Leistung sein soll, ist die CB(R)650F durchaus eine Überlegung wert.
Mit 8.390 Euro für die CB650F und 8.990 Euro für die vollverkleidete R-Variante bekommt man hier eine wirklich tolle Maschine, die nun auch wieder optisch in der obersten Liga mitspielt. Zwar ist der Preis für junge Menschen schon eine ordentliche Ansage, jedoch bietet Honda mittlerweile interessante Finanzierungsmodelle (z.B. 50/50 Finanzierung) an, die auch jüngeren Fahrern die Chance bietet, solch ein Motorrad zu kaufen.
LED für alle neuen Honda Modelle
Alle neuen 2017er Modelle verfügen serienmäßig über LED Scheinwerfer und über sehr gut ablesbare und bedienerfreundliche TFT-Displays, die auf ganzer Linie überzeugten.
Mein Gesamteindruck? Honda hat in den letzten 12 Monaten wirklich gute Arbeit geleistet. Mit der X-ADV hat man einen wahren Exot auf die Straße gebracht, der sich allerdings erst noch beweisen muss. Der Relaunch der Fireblade war bitter nötig: endlich hat Honda wieder ein aktuelles Supersport-Bike. Unklar bleibt, ob die CBR1000RR sich auf der Rennstrecke behaupten kann und wie sich die CB650F im Serpentinen-Geschlängel schlägt.
Hier bleiben wir am Ball – damit aus dem Ersteindruck ein Gesamtausdruck wird!
1 Response
[…] Vor einigen Wochen berichtete ich von den Honda Pressetagen. Hier fiel uns insbesondere die überarbeitete CB650F (RC97) auf, die sofort durch ihr gutes Handling Begeisterung entfachte. Nun hatte ich die Möglichkeit, das 91 PS starke Naked Bike ausführlicher zu testen. […]