Motocross ist eine spannende Sportart die viel Arbeit hinter den Kulissen verursacht. Damit alles mit Rechten Dingen zugeht erfahrt Ihr wie ein Tag als Rennkommissar bei den Deutschen Motocross Meisterschaften in Templin abläuft.
von: Steffen Zehm
Dieser Artikel soll einen kleinen Eindruck hinter die Kulissen verschaffen. Ich bin Mitglied des MSC Templin und war zugleich als Sportkommissar tätig.
Nichts für Langschläfer – Aufstehen mit der Sonne
Sonntag 5:50 Uhr, der Wecker klingelt. Schnell noch die morgendliche Pflege und los geht´s. Auf in einen erlebnisreichen, spannenden aber auch sehr anstrengenden Sonntag beim Moto-Cross im „Kieferngrund“ bei Templin.
Nichts für Langschläfer die II. – Anmeldung + Abnahme ab 07.00 Uhr
Anmeldung und technische Abnahme Ab 7 Uhr heißt es Anmeldung der Fahrer & Technische Abnahme der Motorräder. Das bedeutet schon mal etwas Stress am frühen Morgen für die fleißigen Helfer und Helferinnen. Aber das eingespielte Team um Marco und „seinen Frauen“ meistern die Anmeldung mit gewohnter Routine. Im Clubhaus werden derweil zahlreiche Brötchen für die vielen Helfer (Mitglieder, Streckenposten und Rettungskräfte, viele freiwillig) geschmiert und Kaffee gekocht. Nun geht´s so langsam los und es ist vorbei mit der gemütlichen Ruhe rund um den nahegelegenen Gleuensee.
Für mich geht es weiter mit der Einweisung der Streckenposten, die für die Sicherheit während der Rennen sorgen sollen. Nach Eintreffen der Rettungskräfte ist es auch schon 8 Uhr und los geht es mit den ersten Trainingsläufen.
Ordnung muss sein – Fahrerbesprechung um 10
Das Training läuft erfahrungsgemäß sehr ruhig ab -also bleibt noch etwas Zeit für eine kleine Stärkung zwischendurch. Gegen 10 Uhr steht die Fahrerbesprechung auf dem Zeitplan – Ein Termin an dem alle 123 Fahrer aufgerufen sind teilzunehmen, um den Worten der Offiziellen (Rennleiter und Sportkommissare) zuzuhören. Hier werden möglichen Verbesserungsvorschläge und Änderungen angesprochen. Dieses Mal musste die Zielkurve ein wenig mit Raupe und Radlader bearbeitet werden. Hier leistet unsere über 30-jährige Raupe seit Jahren treue Dienste.
Die darauf folgenden Qualifyings verliefen ähnlich ruhig bis auf einen Unfall, der leider mit einer Schlüsselbeinfraktur im Templiner Krankenhaus endete. Es wurde immer wärmer und die 1.625 Meter lange Sandstrecke wurde trockener und demzufolge begann es zu stauben. Dieses kleine “Problem” lösten die Männer der Feuerwehr souverän.
Foto von der Streckenbewässerung
Zur Mittagspause gab es, wie jedes Jahr, lecker Erbsensuppe mit Bockwurst aus der Gulaschkanone für die zahlreichen Helfer. Danke an Thomas und Sohn Benny!
Die kleinsten zuerst – es starten die Kinder in die Wertungen
Nach der Stärkung starten als erstes die Wertungsläufe für die Kinder- bzw. Jugendklassen. Die Anspannung steigt ins Unermessliche, wenn über 30 Fahrer nebeneinander am Startgatter stehen und die Motoren aufreißen. Hoffentlich wird alles ohne Blessuren ablaufen. Bei den Kiddies mit den 65- bzw. 85 ccm-Maschinen erklingt ein hoher kreischender Ton aus den 2-Takt-Motoren . Die Eltern sind dermaßen angespannt, dass gern mal die eine oder andere Regel missachtet wird und sie die Jungs am liebsten anschieben möchten! Heir gilt es besonders Umsichtig zu sein um das Leben und den Startablauf nicht zu gefährden.
Nicht zu Überhören – Start der Open-Klasse mit starken 4 Takt Motoren
Bei den Starts der Open-Klasse (überwiegend 250 und 450 ccm 4-Takt-Maschinen) wird es allerdings am lautesten. Der Sound der 4-Takt-Maschinen ist für viele Fans Musik für die Ohren. Auch für mich ist es immer wieder sehr aufregend neben dem Startgatter zu stehen und den Klängen der Motoren zuzuhören.
Zurück zum Startprozedere. Nachdem die 5 Sekunden-Tafel gezeigt wurde und das Startgatter fällt geht´s los mit Vollgas die 70 m bis zur ersten Kurve wo es natürlich sehr eng wird. Dann, beim Anbremsen/Einfahren in die erste Kurve, wird es einen ganz kurzen Augenblick still und man spürt förmlich die Anspannung der Helfer und Zuschauer bevor die Motoren der über 30 Maschinen wieder aufgedreht werden und die Kämpfe um die besten Plätze anstehen.
Acht Wertungsläufe zogen die Zuschauer in den Bann
Auch bei dieser Veranstaltung sollten wieder alle Starts reibungslos über die Bühne gehen – ohne größere Unfälle. Wir sahen an diesem Tage 8 spannende Wertungsläufe mit zahlreichen Überholmanövern und jeder Menge Action im „Kieferngrund“.
Blick auf einen Teil des FahrerlagersBlick auf einen Teil der Strecke
Wenn man zwischendurch in Small-Talks mit den Stars wie z.B. Marcus Schiffer (Foto ) (souveräner Leader der DM Open und Tagessieger im Kieferngrund) sehr lobende Worte erhält ist man natürlich sehr stolz auf seinen Club und die geleistete Arbeit.
Für uns Sportkommissare verlief der Nachmittag durchaus ruhig bis auf einen kleinen Vorfall in der Jugend-DM-Klasse. Denn im 2. Wertungslauf verlor der Meisterschaftsführende Tilo Wittlerbäumer seinen Schalldämpfer, was natürlich für eine Menge Lärm sorgte. Direkt nach dem Zieleinlauf wurde seine KTM durch uns Offiziellen „beschlagnahmt“ und eine Phonmessung durchgeführt. 109 dB sind natürlich viel zu viel für solch ein Bike. Demzufolge wurde eine Zeitstrafe von 1 Minute verhängt, die allerdings keinerlei Auswirkungen auf das Rennergebnis hatte.
Ein gelungener Tag – vor dem Feierabend wurde aufgeräumt
Nach Abschluss aller Rennen hieß es für uns Kommissare die Protestfrist abzuwarten und die letzten Berichte schreiben und mailen. Durch die vielen tollen Helfer war das Gelände innerhalb von einer Stunde (während der obligatorischen Siegerehrung) vom Müll befreit und zum größten Teil aufgeräumt. Nach der ganzen Arbeit wird dann der ereignisreiche Tag unter den Mitgliedern bei Bier und Gegrillten ausgewertet und alle sind froh, dass wieder alles super geklappt hat.
Für mich steht nun noch die Fahrt nach Berlin an ehe ich dann gegen 23 Uhr völlig fertig, aber auch sehr glücklich über die sehr gut verlaufene Veranstaltung, todmüde ins Bett falle. Bis zum nächsten mal – Euer Steffen