Katalonien, Valenica und Aragon – Reisebericht unserer Motorradtour durch Nordspanien
Während der April 2016 in Deutschland vor allem kalt und regnerisch war, zeigte sich Spaniens Norden von seiner schönsten Seite. Wer auf seiner Motorradtour Lust auf schöne Kurven, gutes Wetter und nette Menschen hat, findet auch ausserhalb der Alpen viele Möglichkeiten
Als Motorradfahrer hat man es schon nicht leicht in Deutschland. Während in der Zeit vom November bis zum März nur hartgesottene dem deutschen Schmuddelwetter trotzen, bietet auch der deutsche Sommer mit Kälteperioden und Unwettern nicht immer optimale Bedingungen.
Um die lange Winterperiode zu Überbrücken, kann im Freundeskreis der Wunsch nach einer Vor-Saison Motorradtour auf. Warm sollte es sein, dazu bergig, landschaftlich und kulturell reizvoll. Die Strecke sollte für alle Arten von Bikes geeignet sein und auch Fahrer ohne alpine Kenntnisse nicht überfordern.
Der Wunsch nach günstigen Unterkünften, tollem Essen und gutem Straßenbelag grenzte die Wahl der Lokalität weiter ein.
Katalonien – die nordöstlichste von 17 autonomem Gemeinschaften Spaniens wurde zum Ausgangspunkt unserer Reise
Aufgrund einer Empfehlung unseres Tourguides André fiel die Wahl unseres Startortes auf das nord-spanische Girona, rund 1500 KM von Berlin und 100 Km von Barcelona entfernt. Die Gegend ist in der Vorsaison nahezu menschenleer, top asphaltiert, kurvenreich aber nicht zu alpin. Die Vorzeichen standen gut und der Termin war gesetzt. Für die Anreise wählten wir den Roadroom – Bikes & Mensch wurden bequem und sicher von Berlin ins spanische Girona transportiert. Inklusive war eine Zwischenübernachtung im ländlichen Schwarzwald.
Von hier aus führte uns die Tour in 5 Fahrtagen durch 3 spanische Provinzen – Katalonien, Valencia und Aragon. Vom Ausgangspunkt in Girona ging es entlang der Costa Brava bis kurz vor Barcelona. Wir konnten Lloret de Mar das erste mal nüchtern erleben bevor es ins spanische Hinterland ging – in Richtung der Pyrenäen und dem Naturpark Montseny. Danach führte die Route wieder Richtung Küste zur Hafenstadt Tarragona, dann weiter zum Naturpark Montsant und zum Rio Ebro. Die kurvenreiche Rückfahrt erfolgte am Fuße der Pyrenäen und bildete einen tollen Abschluss der rund 1500 Kilometer langen Tour – Ehe ich jetzt zuviel über die Route schreibe – schaut Euch die Google Karte und vor allem die Bilder an – diese sagen mehr als diese Worte aus 🙂
Tipp: Die genaue Route ist hier in Google Maps hinterlegt
Der Streckenbelag griffig – Die Landschaft traumhaft – die Fakten zur Reise
Unsere Reise wurde vom Roadroom Bikershuttle organisiert und durchgeführt. Der Inhaber, André Schiefelbein, fährt schon seit Jahren mit dem Motorrad durch das spanische Bergland und hat sich für unsere Gruppe bereit erklärt die Tour mit uns mit zu fahren. So konnten wir viele “Insights” erfahren:
Sprachkenntnisse oder Übersetzer sind von Vorteil
Bei unserer Motorradtour durchfuhren wir diverse spanische Provinzen. Ob Valenica, Aragon oder Katalonien, die Sprache verändert sich. Nicht alle Menschen sprechen English oder gar Deutsch, deshalb sind spanische Grundkentnisse und ein Wörterbuch von Vorteil. In einigen katalonischen Dörfern wird es jedoch auch damit schwer sich direkt zu verständigen.
Dies sollte jedoch keine Sorgen bereiten, die Menschen sind sehr nett aufgeschlossen und hilfsbereit, mit Händen, Füßen und einem Sprach Misch Masch konnten wir uns immer verständigen.
Wetter – In der Vor- und Nachsaison freundlich warm & im Sommer brütend heiß
Entscheidend für jede Motorradtour ist das Wetter – hier ist man in Nordspanien besonders in der Vor- und Nachsaison richtig aufgestellt. Im April hatten wir, je nach Höhenlage, Temperaturen von 15 Grad in der Hochebene bis 26 Grad im Tal. Zum Vergleich: Berlin fror zur gleichen Zeit bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt. Schöner jedoch war, dass es eine ganze Woche lang nicht einmal regnete. Ein Segen nach dem deutschen Schmuddelwinter.
Generell meiden sollten man die Sommer- und Wintermonate. Im der Hauptsaison sind es nicht nur die extremen Temperaturen, sondern auch die Mengen an Touristen die den Spaß an der Tour vermiesen können. Im Winter wird es zwar selten richtig kalt, das Niederschlagsrisiko steigt jedoch stark an.
Bergfans aufgepasst – die Pyrenäen sind nur im Sommer komplett zu befahren, weil bis zur Spitze schneefrei.
Übernachtungen – preisgünstig und gut, aber nichts für Luxusverwöhnte
Auf unserer Motorradtour haben wir jeden Tag andere Hotels besucht – so ist ein kleiner Überblick möglich. In der Nebensaison gibt es in nahzu jedem größerem Ort auch kurzfristig Unterkünfte. Besonders für größere Gruppen lohnt sich eine Reservierung. Wir entschieden uns für Zwei- bis Dreibettzimmer und haben ca. 30 € je Nacht inklusive Frühstück gezahlt. Dafür gab es Unterkünfte die in Deutschland ca. 3 – 4 Sterne verdient hätten, dazu aber überall kostenloses und sehr schnelles W-LAN. Stellplätze für die Motorräder waren entweder auf Innenhöfen oder auch in abschließbaren Garagen vorhanden. Generell ist der Motorradfahrer in Spaniens Hotels ein gern gesehener Gast.
Essen – landestypisch, reichhaltig und abwechslungsreich
Neben Sonne verbindet man mit Spanien auch gutes Essen – auch diese Erwartungshaltung wurde erfüllt. Gutes reichhaltiges Essen – dazu preiswert gibt es in nahezu jedem Dorf, auf Wunsch inklusive gutem spanischen Bier nach Feierabend. Empfehlenswert ist neben den bekannten Tapas auch die Crema Catalana oder die Churros zum Frühstück (Schmalzgebäck).
Infrastruktur – bester Belag, hohe Tankstellendichte, gutes Netz und wenig Verkehr
Besonders beeindruckte uns die gute Infrastruktur. Aus Deutschland ist man es gewöhnt, dass gute Straßen mit viel Verkehr einhergehen und kurvenreiche Bergstraßen eher für Enduro Bikes geeignet sind. Bei unserer Motorradtour musste man Schlaglöcher im Asphalt gezielt suchen, selbst kleinste Bergstraßen waren perfekt asphaltiert. Sicher ein Verdienst des fehlenden Streusalzes, auch wurden viele Straßen in den letzten Jahren aufwendig saniert. Neben diesen tollen Bedingungen überraschte vor allem die hohe Tankstellendichte und das sehr gute Handynetz. Selbst in den entlegensten Bergdörfern können via WhatsApp, Facebook und Co Bilder an die liebsten gesendet werden. Besonders beim Tanken benötigt man jedoch gute Kentnisse über seinen Tankinhalt – die verbreiteten Tankautomaten schalten erst nach Bezahlung frei, oft war neben einem vollen Tank noch jede Menge “Restbenzin” über.
Achtung gilt jedoch der Streckensicherheit. Die schmalen Straßen verfügen oft nicht über Leitplanken. Ebenso verleitet der gute Asphalt in Kombination mit dem schönen Streckenverlauf zum rasanten Fahrstil. Die Unfallgefahr steigt und die Weitläufigkeit der Gegend sorgt neben leeren Straßen ebenso für eine lange Anreisezeit der Rettungskräfte. Für die eigene Sicherheit also lieber etwas langsamer. Die schöne Landschaft verdient auch jede Menge Beachtung.
Kultur – Architektur und Geschichte laden zum Verweilen ein
Ein Punkt den ich leider Mangels Fachwissen nicht sehr gut beantworten kann ist die Kultur. Fakt ist jedoch das jedes Dorf und jede Stadt eine Vielzahl interessanter Architektur zu bieten hat. Kirchen, Häuser und historische Innenstädte laden zum Verweilen, Bestaunen und Fotografieren ein. Beeindruckt hat uns die tolle Landschaft. Traumhafte Ausblicke, unverbaute Natur und die ständige Nähe zum Mittelmeer verlangen auf jedenfall nach einem Wiedersehen.
Tipp: Ein paar Tage mehr einplanen und Girona sowie Barcelona ohne Motorrad besichtigen.
Fazit – Es müssen nicht immer die Alpen oder Dolomiten sein – Spanien bietet viel und kostet wenig – eine echte Empfehlung für die Motorradtour, wie auch die vielen vielen Bilder eindrucksvoll zeigen.
Leseempfehlung: mit Road Room zu KTM
Vielen Dank für den Artikel und Fotos.
Ein Vorschlag aus derselben Gegend ist Andorra. Über Girona, Olot, Ripoll, Puigcerda, Andorra la Vella. Es gibt tolle Ausblicke und viele, viele Kurven. In Andorra selbst versteht man am besten Catalan und Französisch. Benzin, Alkohol und Parfüm ( pour madame ) ist sehr günstig.
Hallo Martin, deine Seite verfolge ich immer wieder. Da ich im Sommer auch eine Tour nach Spanien plane, kam mir dieser Artikel wie gerufen. Die Tour würde ich gerne teilweise auf meiner kleinen Europaroute einbauen. Allerdings bin ich gerade dabei mich nach einem passendem Navigationsgerät umzusehen… Welches verwendest du? im Internet bin ich hier https://motorradnavi.info/motorrad-navi-vergleich/ entweder auf das Tom Tom Rider 450 oder aber das Garmin 395 gekommen. Hast du schon eines der beiden ausführlich getestet?
Liebe Grüße und immer eine gute Fahrt,
Marvin