Online-Verkaufsbörsen für Motorräder versprechen Ruck Zuck ein passendes Fahrzeug zu finden. Damit der Kauf nicht zum Frust wird habe ich eine Checkliste für die Nutzung der Online Portale erstellt.
Die Saison ist da und was fehlt – das passende Motorrad. Bisher war einfach keine Zeit sich mit dem Thema zu beschäftigen doch jetzt naht der Sommer und es soll schnell gehen. In Zeiten von Online-Verkaufsbörsen wie mobile.de, autoscout24.de oder 1000PS.de oder ist ein mögliches Fahrzeug schnell gefunden. Damit der Kauf nicht zum Frust wird helfen Euch folgende 8 Tipps.
Die korrekte Modellbezeichnung und Schreibweise in der Suchmaske verwenden
Ein simpler Fehler gleich zu Anfang. Gerade in Zeiten von ausufernden Modellbezeichnungen und immer interessanteren Modellbezeichnungen passiert es schnell, dass eine falsche Bezeichnung in die Suchmaske eingibt. Eine Ducati Scrampler oder Yamaha Tennere findet sich zwar auch im Angebot, jedoch ist die Auswahl bei der richtigen Schreibweise deutlich größer.
Kenntnisse über das gewünschte Modell sowie die Besonderheiten und Änderungen einholen
Genauso wichtig ist eine gute Kenntnis über das Gesuchte Motorrad. Es empfiehlt sich, ein Bild aus offizieller Quelle (z.B. Hersteller Website) bereit zu halten. So kann recht schnell abgeglichen werden, ob Aussagen wie „Original Zustand“ oder auch Original Lack zutreffen. Findet man trotz intensiver Recherche kein offizielles Bild des gesuchten Motorrades in der angebotenen Farbe ist auf jedenfall eine genaue Prüfung empfohlen. Gleiches gilt für Anbauteile wie Spiegel, Auspuff Blinker und Co. Eine Veränderung ist kein Nachteil, nur sollte Sie fachgerecht durchgeführt sein, den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen und plausibel zu begründen sein. Ebenso ist die Kenntnis über Veränderungen in der Serie wichtig. Wurden z.B. ab dem Modelljahr 2014 Brembo statt Nissin Bremssättel verbaut und das angebotene 2015er Modell steht auf Nissin Bremsen ist entweder das Motorrad älter als angegeben (Lagermaschine oder falsche Angaben), oder aber es wurde aufgrund von Unfall oder Diebstahl nicht fachgerecht instandgesetzt. Legt man Wert auf eine besondere Ausstattungsvariante gilt dies umso mehr. Auch ein Haken beim ABS ist, egal ob Absicht oder nicht, schnell gemacht und steigert den Kreis der Interessenten.
Es gibt Verkäufer, die den Kreis der Inserenten erweitern wollen, indem sie bewusst eine höherwertige Modellvariante anpreisen. Erkennt man dies bereits an den Bildern, kann man sich den weiteren Aufwand sparen.
Typische Informationsquellen für Motorräder sind z.b. die Louis Bikedatenbank oder auch die Datenbank des ADAC.
Genau hinsehen – schlecht oder falsch beschriebene Inserate haben Schnäppchenpotential
Die Internetgeneration ist geschult im Umgang mit den neuen Medien. Schnell ein paar alte Kleidungsstücke auf eBay Kleinanzeigen setzen ist für die wenigsten ein Problem. Es gibt jedoch noch jede Menge Menschen, denen der Umgang mit Digitalkamera und Computer fremd ist. Auch diese stellen Fahrzeuge in Verkaufsplattformen. Oft ist die Beschreibung mangelhaft und unvollständig, die Bilder schlecht oder gar nicht vorhanden.
Hier lohnt es sich genauer nachzufragen. Oft verbirgt sich hinter der Beschreibung „Ducati 1098“ eine teure „S“ Variante, oder aber das im Dunkeln und von hinten fotografierte Bike entpuppt sich als Top gepflegtes Ersthand – Exemplar.
Den Markt beobachten, um ein Gefühl für Nachfrage und Preis zu bekommen
Was kompliziert klingt ist eigentlich recht einfach. Um ein Gefühl für die Nachfrage und die Preise beim Wunschmodell zu bekommen genügt es, sich vergleichbare Exemplare in die Wunschliste des Anbieters zu legen und regelmäßig zu beobachten, ob die Inserate verschwinden oder im Preis fallen. Sind nach mehreren Wochen die gesuchten Fahrzeuge immer noch in der Merkliste, ist dies ein Zeichen für einen zu hohen Preis oder eine geringe Nachfrage – gut für den Verhandlungsspielraum.
Nicht ohne Fachkenntnisse zur Besichtigung fahren
Auch wenn es wohl der älteste aller Tipps ist wird er so oft nicht berücksichtigt: Zur Besichtigung sollte man nur fahren, wenn man technische Grundkenntnisse besitzt. Hat man diese nicht stehen unehrlichen Verkäufern alle Türen offen. Hier ist ebenso eine gewisse Selbsteinschätzung nötig. Wer alleine in der Lage ist die Scheibenwischer am Auto zu wechseln, kann nicht automatisch den Zustand von Kette, Lenkkopflager und Reifen beurteilen. Teure Folgereparaturen drohen. Im Zweifel also lieber mit der Besichtigung ein paar Tage warten um mit einem Freud mit Fachkenntnissen bei der Besichtigung zu erscheinen. Lässt sich ein solcher nicht auftreiben, lasst das Motorrad vor Kauf in einer Fachwerkstatt prüfen. Die Kosten dafür sind in jedem Fall gut investiert.
Alle Angaben aus Anzeige, E-Mail und Telefonat vor Ort nochmals prüfen
Vor dem Kauf steht die Besichtigung. Hier kann es vielen Käufern gar nicht schnell genug gehen. Doch gerade hier ist übertriebene Hektik fehl am Platz. Sämtliche in der Anzeige oder beim Vorabgespräch besprochenen Aussagen müssen vor Ort geprüft werden. Stimmt der Kilometerstand? Sind die Anzahl der Vorbesitzer und das Datum der HU wie im Inserat beschrieben? Wie ist der Zustand der Verschleißteile? Dem Verkäufer hier bei falschen Angaben Betrug zu unterstellen wäre allerdings auch falsch. Fehler passieren auch auf der Anbieterseite. Gerade um späteren Ärger aus dem Weg zu gehen, ist es für Käufer und Verkäufer wichtig, alle Parameter gemeinsam zu prüfen.
Die eigene Erwartungshaltung dem Angebot anpassen
Selbstverständlich soll das neue Motorrad möglichst mängelfrei, optisch perfekt und dazu noch günstig sein. Gerade wenn man sich das Geld für das neue Bike hart erspart hat fällt es oft schwer, einzusehen das für das Budget kein Neufahrzeug drin ist. Allzu oft setzt Frustration auf Käufer- und Verkäuferseite ein, wenn der Interessent nur nörgelt oder überall etwas auszusetzen hat. Auch sollte man sich als Interessent schon überlegen, ob das Vorhandensein eines durchgestempelten Scheckheftes bei einem 15 jährigen Motorrad für 2.500 € erwartet werden kann.
Auch stellt sich die Frage, ob man vom Verkäufer wirklich verlangen soll, das er als 3. Halter garantieren kann, dass das Motorrad noch nie einen Unfall erlitten hat. Gerade im Motorradbereich kann relativ einfach repariert werden. Nicht immer ist der Verkäufer ein Betrüger, wenn er keine Garantien geben kann.
Bei der Kaufentscheidung zum Motorrad nicht unter Druck setzen lassen
Gibt es noch offene Fragen vor dem Kauf oder sind noch alternative Modelle im Rennen gilt es Ruhe zu bewahren und sich nicht unter Druck setzen zu lassen. Die Taktik der Verkäufer ist oft den Druck durch andere Interessenten zu erhöhen. Das kann stimmen. Im schlimmsten Fall hat man dann kein Motorrad. Oft sieht man die vermeintlichen Top Seller noch Wochen später im Angebot.
Handelt man unüberlegt und kauft ein Motorrad übereilt besteht die Gefahr Mängel zu übersehen, zu viel zu bezahlen oder einfach schlichtweg ein Motorrad zu besitzen was nicht den eigenem Geschmack entspricht
Der wichtigste Tipp zum Schluss – Niemals vorab Geld oder andere Sicherheiten übermitteln egal wie verlockend das Angebot auch ist, oder wie glaubhaft die Geschichte des Verkäufers sein mag. Geld ohne Sicherheit ist im Zweifel verloren.
Weitere inhaltlich passende Ratgeber zum Motorradkauf in Online-Verkaufsbörsen
Wie verhält man sich bei einer Probefahrt
Was benötigt man zur Zulassung des Motorrades
Transport des Motorrades mit der Spedition
Jo, an der Erwartungshaltung sollten Kaufinteressenten echt mal arbeiten. Dass eine Maschine, die nicht nur zum Anschauen in der Garage stand auch mal die ein oder andere Gebrauchsspur – wie minimale Kratzer, z.B. von einem Tankrucksack – aufweist, veranlasst den ein oder anderen Käufer gleich, den Preis direkt um hunderte von Euro drpcken zu wollen.
Dann gibt’s da noch die Kaufinteressenten, die den Preis direkt am Telefon runteehandeln wollen, ohne die Maschine überhaupt gesehen zu haben.
So richtig schwillt mir jedoch der Kamm, wenn ein Interessent einen Besichtigungstermin vereinbart, dann aber ohne Absage fernbleibt oder er vor Ort versucht den Preis zu drücken, indem er das Motorrad schlechtredet! Irgendwie hängt man als Noch-Besitzer doch auch an seinem Mopped und hat viele unvergessliche Kilometer mit ihm “erfahren”…
Gute Tipps, gerade der letzte finde ich besonders Wichtig. Nicht unter Druck setzten lassen. Oft findet man sein Traummotorrad und dann macht der Verkläufer gleich druck und versucht den Kauf sofort abzuschliessen.
Es mag sicher vorkommen dass man nach einem sehr gefragten Model auf der Suche ist, doch genau da sollte man auch mehr Zeit mitbringen und auch mal etwas zu warten.
Sehr gute Tipps. Man sollte allerdings auch nicht vergessen, den Zustand des Bikes möglichst komplett zu checken, da Verkäufer leider oft den ein oder anderen Mangel vergessen zu erwähnen.