Unfallversicherung – ein Wort, das für Motorradfahrer nicht unbedingt schöne Assoziationen weckt. Trotzdem sollte sich jeder Mensch regelmäßig damit beschäftigen. Warum die private Unfallversicherung so wichtig ist, klärt der Faktencheck
Während sich viele Motorradfahrer jährlich die Mühe machen, ihre KFZ Versicherung zu optimieren, um im Schadenfall für möglichst wenig Geld viel Leistung zu erhalten, wissen nur die wenigsten Biker, wie genau es um Ihre persönliche Absicherung bestellt ist. Dabei ist doch ein Motorrad immer ersetzbar und, so schwer es auch ist, nicht lebensnotwendig. Die Unfallversicherung ist eine wichtige Säule der privaten Absicherung. Was sie macht und worauf man achten muss, habe ich hier im Faktencheck zur privaten Unfallversicherung zusammengestellt.
Was ist eine private Unfallversicherung und für welche Schäden tritt sie ein?
Eine Unfallversicherung versichert die Folgen eines Unfalls. Dieser tritt immer dann ein, wenn bei einem plötzlichen, nicht vorhersehbarem Ereignis ein Mensch durch Einflüsse von aussen einen körperlichen Schaden erledigt. Dabei ist es völlig unerheblich, ob der Unfall durch eigenes Verschulden oder durch einen Dritten herbeigeführt wurde. Die Versicherungsleistung ist die Auszahlung von vereinbarten Summen. Dies passiert unabhängig von eventuellen weiteren Zahlungen anderer Versicherungen.
Im allgemeinen dient die Versicherung dazu, die Kosten der Folgen eines Unfalls zu übernehmen. Der genaue Umfang und versicherte Leistungen hängt von der individuellen Police ab. Deshalb kann hier nur ein grober Überblick über mögliche Leistungen gegeben werden.
- Kosten der Bergung / Notfallversorgung (nicht immer über die Krankenversicherung komplett gedeckt)
- Kosten der Rehabilitation (z.B. Maßnahmen zur Wiederherstellung der Bewegungsfähigkeit)
- Kosten der Abgeltung für dauerhafte Beeinträchtigungen, z.B. für Umbau der Wohnung bei Invalidität
- Kosten der Resozialisierung (z.B. Haushaltshilfe)
- Kosten für ggf. nötige Umschulungsmaßnahmen
- monatliche Rentenzahlungen, z.B. bei Vollinvalidität
- Sterbegeld für Hinterbliebene im Todesfall
Je nach Unfall und Folgen können hier schnell Kosten von vielen tausenden Euro zustanden kommen. Neuartige Behandlungsmethoden werden oft nicht komplett von den Krankenkassen übernommen. Auch sind für Umbauten an Fahrzeugen oder Wohnraum hohe Investitionen nötig. Sollte aufgrund eines Unfalls die Arbeitsleitung eingeschränkt sein, besteht ohne die richtige Absicherung die Gefahr des Existenzverlustes durch fehlendes Einkommen.
Einen Überblick über die gängigen Begriffe und die Häufigkeit von Unfällen gibt es unter folgendem Link (kein Affiliate oder sponsored Link!).
Wofür benötigt man eine private Unfallversicherung?
In der Fläche begegnet man häufig Menschen, die eine Unfallversicherung als unwichtig und redundant erachten. Mit ein paar Vorurteilen möchte ich an dieser Stelle “aufräumen”.
Vorurteil I – Die Unfallversicherung wird doch durch die Sozialabgaben finanziert, eine private Absicherung ist sinnlos
Falsch – Es gibt zwar eine gesetzliche Unfallversicherung die als feste Säule in unserem Sozialsystem gilt. Diese zahlt jedoch nur für die Folgen von Unfällen, die während oder auf dem Weg zur Arbeitsstätte passieren bzw. bei Berufskrankheiten.
Schon wenn auf dem Nachhauseweg mit dem Motorrad nicht der direkte Weg, sondern die kurvenreiche, deutlich längere Strecke gewählt wird, zahlt die Versicherung nicht bei einem Unfall.
Vorurteil II – Bei einem Unfall zahlt doch der Unfallgegner
Hier gilt ein eindeutiges Jein – Richtig, im Falle eines unverschuldeten Verkehrsunfalles zahlt theoretisch der Unfallgegner für die Folgen des Unfalls. Aber auch hier gibt es einige Stolperfallen.
Nicht immer gibt es einen Unfallgegner. Selbstverschuldete Unfälle oder Unfälle mit ungeklärter Schuld/ Teilschuld gehen zu Lasten des Geschädigten, inklusive aller Folgen.
Unfallgegner verhalten sich leider immer öfter nicht regelkonform. Neben der klassischen Fahrerflucht gibt es auch immer wieder Menschen, die ohne Versicherungsschutz unterwegs sind. Zwar verstoßen sie bei Fahrzeugen dann gegen das Pflichtversicherungsgesetz, davon habt ihr aber auch nichts, wenn der Gegner kein Privatvermögen hat, um eure Schäden zu beglichen.
Ebenso gibt es in Deutschland keine Pflicht zur privaten Haftpflichtversicherung. Müsst Ihr z.B. mit dem Motorrad einem Fußgänger ausweichen, der unvermittelt auf die Straße tritt und verletzt euch bei dem folgenden Sturz, geht ihr auch hier wieder leer aus, sollte derSchuldige trotz geklärter Schuldfrage keine Versicherung oder Rücklagen haben.
Noch deutlicher wird die Situation jedoch, wenn wir den Blick über die Grenzen werfen. Toll ist so ein Motorradurlaub in fernen Ländern, ein echtes Abenteuer. Kommt es hier zu einem Unfall, ist die Versicherungssituation noch deutlich komplexer.
Generell müsst Ihr im Schadenfall in der Regel mit der gegnerischen Versicherung um die genauen Schadenshöhen streiten. Dies ist nicht nur anstrengend, auch ist der Ausgang ungewiss und in der Zeitspanne von oft mehreren Jahren erhaltet ihr keine Vorauszahlung für eventuell notwendige Leistungen.
Hier ist die Unfallversicherung im Vorteil, sind doch die genauen Summen und Schadensfälle vorher genau festgelegt.
Vorurteil III – Ich habe doch eine Krankenversicherung, die für meine Behandlung aufkommt
Wieder lautet die Antwort Jein. Die Krankenversicherung zahlt nur für die direkten Kosten der Behandlung. Viele zusätzliche Kosten werden allerdings nicht übernommen, so kann z.B. auch schon die Bergung im Ausland das private Portmonee belasten.
Falls ein längerer Krankenhausaufenthalt nötig sein sollte kann die Zahlung der Unfallversicherung mögliche Verdienstausfälle mildern, auch hierfür tritt die Krankenversicherung nicht ein.
Sollten durch einen Unfall spezielle Behandlungen nötig sein, werden auch hier nicht alle lohnenswerten Therapien von der Krankenversicherung übernommen, es drohen teure Folgekosten.
Wie finde ich eine für mich passende Unfallversicherung?
Die Wahl der passenden Unfallversicherung hängt von vielen Faktoren ab. Eine allgemeine Empfehlung kann und darf hier nicht ausgesprochen werden. Auch werde ich nicht auf einzelne Gesellschaften eingehen.
Die Unfallversicherung muss individuell auf die Situation der zu versichernden Person abgestimmt sein. Einflussgrößen sind z.B.
- individuelle Betrachtung des Risikos (Hobbys, Lebensumstände, …)
- gewünschte Leistungen im Schadenfall
- vorhandener finanzieller Spielraum
Achtung – die “normalen” Unfallversicherungen zahlen nicht bei Unfällen, die Euch bei Renntrainings mit Gewinnerzielungsabsicht passieren. Schließt hier dringend eine Sportunfallversicherung beim Veranstalter ab (Kosten i.d.R. rund 15 € / Tag).
Generell ist es sehr wichtig, auch bei geringem finanziellen Spielraum die Unfallversicherung nicht zu vernachlässigen. Gerade Menschen mit wenig Geld kommen im Falle eines Unfalles schnell an die Grenzen der eigenen finanziellen Belastbarkeit.
Wichtig ist deshalb, eine Beratung durch einen erfahrenen Fachmann vornehmen zu lassen. An dieser Stelle rate ich dringlichst davon ab, die Wahl der Versicherung ausschließlich nach dem zu zahlenden Beitrag zu wählen. Auch empfehle ich, sich mit dem Thema tiefgründig auseinanderzusetzen.
Viele von uns investieren viel Zeit in die Wahl der richtigen Reifen oder in die Entscheidung für einen neuen Auspuff – viel wichtiger ist jedoch das eigene Leben abzusichern, denn wenn das nicht mehr funktioniert ist der Auspuff völlig unwichtig.
Wenn Ihr individuelle Fragen habt, oder Ihr bei einzelnen Fragen unsicher seid, kontaktiert mich gerne, am besten via E-Mail oder hier über die Kontaktfunktion – ich freue mich auf Eure Nachfragen.
Hat Euch der Artikel gefallen? Wünscht Ihr Euch mehr solche Informationen? Hinterlasst gerne Feedback hier im Kommentarbereich – vielen Dank!
P.S. – genauso wichtig wie die richtige Versicherung ist übrigens die richtige Schutzkleidung und die Wahl der passenden Reifen!
Schöner Artikel,
hatte mich als Vorbereitung meiner Reise nach Japan auch damit befasst und einiges an Papieren dabei durchgelesen um heraus zu finden was denn für mich notwendig und sinnvoll ist.
Ist interessant wie unterschiedlich Versicherungen in einzelnen Ländern doch sind. Dabei gehe ich davon aus dass dein Artikel für Personen gedacht ist die in Deutschland wohnen. Die schweizer Versicherungen sind ähnlich, auch wenn nicht gleich.
Ein zusätzlicher Hinweis noch, oftmals tendieren Europäer dazu, sich zu viel zu versichern. Auch das war ein Punkt den ich bei mir selbst festgestellt habe. So habe ich feststellen müssen dass ich Versicherungen mit Zusatzleistungen hatte, die sich aber überschneiden und ich somit für die gleiche Leistung mehrmals bezahle.
Das gesamte Thema Versicherung bietet somit auch viel Potential um Geld zu sparen.
Hallo Marco, vielen Dank für Deinen Kommentar und Danke für Dein Feedback. Du hast völlig Recht, das Thema “Übersicherung” sollte man nicht unterschätzen. Muss ich gleich selber bei mir selber schauen 🙂